Die Güterabfertigung

Mit dem Bau der Güterabfertigung um 1962 möchte ich auch beginnen. Der Güterboden und der Bürotrakt wurden im Bereich des früheren Schrottplatzes (Niederlassung der VHZ Schrott Eberswalde) errrichtet. Die Niederlassung der VHZ Schrott war im Jahre 1949 durch die Enteignung des traditionsreichen Küstrin-Kietzer Unternehmens "August Zickelbein & Söhne", einer Schrotthandlung, entstanden. Mehr dazu findet man in meinem Buch "Die wirtschaftliche Entwicklung in Küstrin-Kietz von 1945 bis 1995".

Bild 2: Blick aus Richtung Kulturhaus zur Güterabfertigung, 1967 (Quelle: siehe Ende des Artikels)

In diesem Bürotrakt fanden neben verschiedenen Fachbereichen des Bahnhofs auch weitere staatliche Stellen ihren Sitz. Der folgende, schematische und absolut maßstabsungetreue Grundriss wurde von mir zusammen mit meiner Mutter und ihren Erinnerungen an diese Büros in den späten 1960er / frühen 1970er Jahren erstellt:

Bild 3: Absolut maßstabsungetreuer Grundriss der Kietzer Güterabfertigung, Nutzung der Räume in den späten 1960er / frühen 1970er Jahren (© Andy Steinhauf)

Modernisierungen in dem 1960er und 70er Jahren

Im Jahren 1963 wurde in Kietz ein Wagenladungsknoten gebildet, damit fielen die Entladungen auf dem Kietzer Bahnhof weg. Im gleichen Jahr wurden erstmals Züge der Baureihe LVT als Personenzüge auf den Strecken Kietz <-> Strausberg und Kietz <-> Frankfurt (Oder) eingesetzt - besser bekannt sind diese damals weinrot lackierten Schienenbusse bzw. Dieseltriebwagen unter ihrem umgangssprachlichen Namen: Ferkeltaxi. Ich kann mich noch gut an diese Züge erinnern, sie befuhren diese Strecke ja auch noch nach der Wende 1989 - dann in Grau und Hellgrün lackiert. Ich fand diese Züge schon als Kind besser, als die alten, dunkelgrünen Reichsbahnwagen, die auch auf dieser Strecke eingesetzt wurden. Ich kann mich dunkel daran erinnern, dass es von diesen dunkelgrünen Wagen mindestens zwei Varianten gab: die nach meiner Erinnerung etwas moderneren Wagen mit zwei Türpaaren in der Wagenmitte und den Typ mit jeweils schweren und breiten Türen an beiden Enden des Wagens. Ich schweife ab, nun wieder zurück zum Thema.

Ab 1969 hielten eine Reihe von technischen Neuerungen ihren Einzug auf dem Bahnhof. In diesem Jahr begann man mit der Umstellung von Dampf- auf Dieseltraktion, 1970 wurde die Datenfernübertragung (DFÜ) auf dem Bahnhof eingeführt, später auch das ZEFBA-Verfahren für Frachtberechnungen sowie Lohn- und Rechnungsstellungen. Zu den Einrichtungen der Datenfernübertragung zählten auch die Fernschreiber, untergebracht im Basa-Gebäude. Zuerst verfügte der Bahnhof über eines der Geräte, später über zwei.

Es folgten 1971 Funkgeräte für die Rangierer, 1972 elektrische Weichenheizungen. Am Schrankenposten 1 wurde 1978 eine Halbschrankenanlage in Betrieb genommen.

Bild 4: Broschüre über des ZFEBA Verfahren (Archiv Andy Steinhauf)

Nach einem Unfall mit Gefahrgut auf dem Bahnhof Kutno in Polen im Jahre 1972 wurden als Konsequenz alle Züge mit Gefahrgut über den Bahnhof Kietz geführt. Da immer wieder Betrunkene über das Bahnhofsgelände liefen, veranlasste die Leitung des Bahnhofs Kietz wahrscheinlich um 1973/74 aus Sicherheitsgründen die Schließung der Bahnhofsgaststätte im Empfangsgebäude. Auch über diese Gaststätte erfährt man mehr in meinem Buch "Die wirtschaftliche Entwicklung in Küstrin-Kietz von 1945 bis 1995". Die 1970er Jahre waren aber vor allem durch zwei Dinge geprägt: Die Eröffnung des Grenzgemeinschaftsbahnhofes und geplante, aber nicht nie umgesetzte Bauvorhaben der Deutschen Reichsbahn - damit geht es nun auch weiter.