Von 1147 bis zur Einführung der Reformation 1538

KatholischeGemeinde7Die römisch-katholische Gemeinde war natürlich die älteste christliche Gemeinde der Stadt. Das Heidentum hielt sich jedoch sehr lange in der Neumark, erst nach 1147 begann die Christianisierung der Neumark durch Albert I, Churfürst von Brandenburg mit Unterstützung des Kaisers Friedrich Barbarossa (der Rotbärtige). Küstrin wurde dem katholischen Bistum Lebus unterstellt und wurde zu einer von 8 Diözesen. Zur Diözese Küstrin gehörten die folgenden 16 Pfarreien: Schaumburg, Fürstenfelde, Nabern, Darmietzel, Zicher, Berneuchen, Massin, Tornow, Hohenwalde, Liebenow, Diedersdorf, Vietz, Blumberg, Kammin, Wilkersdorf und Zorndorf. Die Zahl von 16 Pfarreien wird im Stiftregister von 1400 noch einmal bestätigt. Das Bistum Lebus wurde 1555 reformiert, 1598 wurde es aufgehoben.

Die erste Spur einer Kirche findet sich in einer Urkunde vom 13.09.1396, in welcher ein Altar, der von der Kalands- bzw. Elendsgilde gestiftet worden war, vom Bistum Lebus bestätigt wurde. Im Jahre 1446 dachte man darüber nach, die Marienkirche wegen der Sicherheit des Schlosses abzureißen und an einer anderen Stelle wieder aufzubauen. Das geschah jedoch nie. Im Jahr 1491 soll die im gotischen Stil erbaute Kirche zumammen mit der Stadt ausgbrannt sein. Sie wurde aber nur notdürftig wiederhergestellt. Bis ins Jahr 1531 hatte die Marienkirche keinen Turm. Erst in diesem Jahr ließ Kurfürst Joachim I. einen Turm bauen und die Kirche erweitern. Sie verfügte zu dieser Zeit über die folgenden Altäre: den Kalands- oder Elenden-Altar, den Frühmessen- bzw. Heiliger Kreuzaltar, den St. Maria Magdalenen-Altar sowie den Rosenkranz-Altar. Rund um die Kirche schloss sich der Friedhof an, das Pfarrhaus (etwa 1455 erbaut) stand in der Südwest-Ecke der Kirche  und war mit der Kirche durch einen Zwischenbau verbunden.

Leider ist vom kirchlichen Leben bis in die Zeit von Markgraf Hans nur wenig bekannt. Der Vater von Markgraf Hans, Churfürst Joachim I, war der letzte Verfechter der katholischen Kirche vor der Einführung der Reformation. Noch im Jahr 1534 untersagte er seinen Kindern testamentarisch, vom katholischen Glauben abzuweichen. Ein Jahr später, 1535, starb Joachim I und sein Sohn Markgraf Hans trat in der Neumark seine Nachfolge an. Aus der Zeit vor der Reformation sind nur wenige Namen katholischer Geistlicher überliefert:

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Zeitraum Name Bemerkung
1400 von Lossow, Gabriel Pfarrer
bis 1536 Theinpelhofen, Simon Schloßpfarrer, starb 1536
danach Schmidt, Matthias Schloßpfarrer

Schloßpfarrer Matthias Schmidt war der letzte katholische Pfarrer, der von Markgraf Hans nach Küstrin an die Schloßkirche berufen wurde. Er musste jedoch in der Marienkirche arbeiten, da die Schlosskirche zu diesem Zeitpunkt schon abgerissen war. Im Jahre 1537 trat Markgraf Hans in Schmalkalden in den Bund der Evangelischen Chur-Fürsten- und Reichsstände ein. 1538 wurde die Reformation in der Neumark und auch in Küstrin eingeführt.  Mit seinem Übertritt zur Reformation liess Markgraf Hans 1538 alle Zeichen des katholischen Glaubens aus der Marienkirche herausreißen. Sie verlor zu diesem Zeitpunkt auch den Namen "Marienkirche" und trug dann den Namen "Stadtpfarrkirche" oder auch Parochialkirche. Viele katholische Geistliche verließen die Neumark bzw. traten zum neuen Glauben über. Damit endet der erste Abschnitt in der Geschichte der katholischen Gemeinde der Stadt Cüstrin.

Von 1538 bis 1858

Aus dieser Zeit ist noch weniger überliefert, als über die Zeit vor der Reformation. Über eine katholische Gemeinde kann man in dieser Zeit nichts mehr lesen, alle mir bekannten Quellen erwähnen nur noch die evangelischen Gemeinden der Stadt. Das katholische Leben in der Stadt wird meiner Meinung nach aber nie ganz verschwunden sein, allein deshalb, weil in der Festung Soldaten aus den verschiedensten Teilen Deutschlands stationiert waren. Ab 1622 zählte Küstrin wie die meisten norddeutschen Gebiete zu den "Nordischen Missionen". Seit der Gründung des Apostolischen Vikariats des Nordens im Jahr 1667 gehörte Küstrin - wie auch große Teile Nord- und Ostdeutschlands zu diesem "Bistum auf Probe".

Ab etwa der Mitte des 18. Jahrhunderts gehörte Küstrin zur katholischen Gemeinde in Neuzelle, eine eigene Kirche oder Pfarrer gab es zu dieser Zeit in Küstrin aber nicht. Seit der päpstlichen Bulle "De salute animarum" vom 16. Juli 1821, mit der die Struktur des Diözesen in Preußen neu festgelegt wurde, gehörte Neuzelle und damit auch Küstrin zum Bistum Breslau. Noch im Jahr 1849 schreibt Kutschbach in seiner Chronik der Stadt Küstrin, dass dort so wenige Katholiken lebten, dass auch keine eigene Gemeinde gegründet werden konnte. Einmal pro Jahr kam wohl ein katholischer Geistlicher von Neuzelle nach Küstrin, um das heilige Abendmahl auszuteilen. Laut Kutschbach haben sich die Katholiken Küstrins "gewöhnlich zur Schlossgemeinde gehalten". Das wird "Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums Nieder-Lausitz in der Mitte des 19. Jahrhunderts [...]" von 1856 bestätigt. Danach lebten im Jahre 1850 76 Katholiken in der Stadt, 1852 waren es nur noch 65. In beiden Jahren waren noch jeweils 136 katholische Militärangehörige in der Stadt stationiert. Ein katholischer Militärpfarrer betreute die wenigen Katholiken in diesen Jahren und hielt den Gottesdienst in der Schlosskirche ab.   Erst im Jahre 1858 wurde ein erster katholischer Geistlicher dauerhaft nach Küstrin geschickt. Damit begann eigentlich erst der zweite Teil der Geschichte der katholischen Kirche in der Stadt.

Pfarrer

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Zeitraum Name Geboren Ordiniert Bemerkung
1858 bis 1863 Fulde, Joseph 26.02.27 01.07.52 Missionsgeistlicher aus Zadel
1865 Karl, Ignatz 02.08.25 28.06.56 aus Lichtenberg
1867 bis 1871 Felgenhauer, Julius 22.08.30 30.06.55 aus Neisse
1872 bis 1884 Putze, Ferdinand 15.10.34 02.07.59 aus Neisse
18.12.1886 (ab) Kothe, Anton 05.05.54 15.07.81 aus Klopschen
08.11.1888 (ab) Strauß, Ignatz 24.09.58 05.07.84 aus Friedland
1894/1895 zeitweilig ohne Pfarrer
28.10.1894 bis 30.09.1924 Bahr, Paul 28.06.67 15.06.92 aus Berzdorf, Kreis Münsterberg; wurde 1894/95 bereits als Pfarradministrator geführt
31.08.1924 bis 1934 Krause, Ernst 08.06.83 17.06.09
14.04.1934 bis 1942 Schreiber, Joseph 03.06.00 02.03.24
1942 bis 1958 Pech, Alois

Die Geschichte ab 1858

Im Jahr 1858 wurde erstmal seit der Reformation ein katholischer Geistlicher vom Neuzeller Pfarrer Florian Birnbach dauerhaft nach Küstrin geschickt. Der Missionsgeistliche Joseph Fulde sollte in der Stadt wieder eine Gemeinde aufbauen. Im gleichen Jahr eröffnete die Gemeinde auch eine katholische Schule in Küstrin.

Innenaufnahme der Kapelle am TrockenplatzIm Jahr 1861 liess Joseph Fulde die Kapelle am Trockenplatz errichten. Die Rückseite der Kapelle grenzte an das Pfarrhaus (auch ab 1858) an der Kietzer Straße 158. Diese Kapelle hatte eine Größe von 19 x 7 Meter. Sie verfügte über 120 Sitz- sowie 200 bis 300 Stehplätze und war nicht konkresiert, das bedeutet, sie war nicht geweiht und hatte nicht den Status einer Kirche, sondern eben nur einer Kapelle. Laut katholischem kanonischen Recht sind Kapellen, Zitat: "für den Gottesdienst zugunsten einer Gemeinschaft oder eines dort zusammenkommenden Kreises von Gläubigen bestimmt […], zu dem mit Zustimmung des zuständigen Oberen auch andere Gläubige Zugang erhalten können". Diese Kapelle war dem Paderborner Heiligen Sankt Meinolf geweiht. Der heilige Meinolf (lateinisch Meinolfus, Meinulfus oder Meinulphus; * um 795; † 5. Oktober 857 in Böddeken, war ein Priester, Archidiakon und Gründer des Klosters Böddeken. (Wikipedia)

Kapelle am TrockenplatzIn den folgenden Jahrzehnten stieg die Anzahl der Katholiken sukzessive an, ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte Sie 1871, zur Zeit des Deutsch-Französischen Krieges, in den auch das in Küstrin stationierte Infanterie-Regiment von Stülpnagel, involviert  war. Vor 1894 gehörte zu Küstriner Gemeinde nur noch die Aussenstelle Vietz. Während seiner Wirkungszeit ab 1894 errichtete Pfarrer Bahr Aussenstellen in Neudamm, Bärwalde, Sonnenburg und Golzow. Letztere sollte die Geschichte der Gemeinde auch nach 1945 fortschreiben, dazu jedoch später mehr.  Ab der Zeit um die Jahrhundertwende herum, dachte man bereits über den Bau einer größeren Kirche nach. Dies sollte jedoch noch 35 Jahre dauern. Im März 1910 kaufte die katholische Gemeinde ein Grundstück am Moltkeplatz zwischen den Grundsücken von Bartel (Nr. 3) und Müller (Nr. 7 ?) und plante dort einen Kirchenbau. Dagegen regte sich aber heftiger Widerstand, da man befürchtete, die Kirche wurde das Erscheinungsbild des Platzes zu sehr stören. Von den Plänen wurde Abstand genommen. Im gleichen Jahr wurde eine erste Spendeninitiative von zugunsten des Kirchenbaus von Pfarrer Bahr in Leben gerufen. Der zweite große Anstieg der Mitgliederzahlen geschah nach dem ersten Weltkrieg. Zu den sogenannten Optanten, die sich gegen ein Leben in den nun polnischen und früheren deutschen Gebieten wie Westpreußen entschieden hatten, gehörten auch zahlreiche Katholiken, die sich nun natürlich auch in Küstrin nieder liessen.  Am 01.01.1924 wurde Pfarrer Bahr durch Kardinal Bertram zum Erzpriester ernannt. Zum 01.10.1924 verließ er Küstrin und übernahm auf eigenen Wunsch die Gemeinde Hemmersdorf (Schlesien). Sein Nachfolger, der Kuratus Ernst Krause aus Berlin wurde am 7.10.1924 feierlich mit einem Festgottesdienst in sein Amt eingeführt.

 

Ende der 1920er Jahre, wahrscheinlich um 1927 wurde eine Spendeninitiative zugunsten des Baues einer neuen katholischen Kirche in Küstrin gestartet. Sie  sollte dem hl. Clemens Maria Hofbauer geweiht werden. Da dieser in seiner Jugend Bäcker war, kam Pfarrer Ernst Krause auf die Idee, jeder katholische Bäcker in Deutschland sollte eine Spende in Höhe von einer täglich abzugebenden Semmel für den Bau der Kirche  geben. Dieser Aufruf  erreichte auch den Münchener Oberbürgermeister Karl Scharnagl, der ja auch  Bäckermeister war. Er stellte sich wohl mit an die Spitze dieser doch etwas kuriosen Spendeninitiative. Wie aus einem Schreiben des Geheimen Konsistorialrates Büttner vom 29.06.1927 an das evangelische Konsistorium der Mark Brandenburg in Berlin hervorgeht, hatte die katholische Gemeinde zu diesem Zeitpunkt das Grundstück für die neue Kirche schon erworben.

Clemens Maria HofbauerKlemens Maria Hofbauer (* 26. Dezember 1751; † 15. März 1820) war ein österreichischer Priester, Prediger und Mitglied des Ordens der Redemptoristen. Er ist Stadtpatron von Wien, der Erzdiözese Freiburg und bis 1945 auch Schutzpatron Südmährens. (Wikipedia) Ab 1787 wirkte er an der Deutschen Nationalkirche in Warschau St. Benno. Doch seine Arbeit war Napoleon nach der Gründung der Herzogtums Warschau ein Dorn im Auge, so dass er am 09.06.1808 den König von Sachsen (zugleich Herzog von Warschau) einen Befehl unterschreiben ließ, der befahl, alle Priester der Redemptoristen aus dem Herzogtum Warschau zu "entfernen".  Marschall Davoust ließ die Priester am 20. Juni 1808 auf verschiedenen Routen nach Küstrin bringen. Erst vor Ort erfuhren die Priester, wo sie waren. Die Wiedersehensfreude war groß.

Sie wurden in einem kasernenartigen Gebäude untergebracht, das ringsum frei stand. Dort kamen sie in Haft, konnten aber auch ihre Messen feiern. Die Einwohner Küstrins wurde neugierig und fragten, warum so ehrenwerte Männer eingesperrt wurden, die eigenen Priester würden nicht so behandelt werden, selbst wenn sie schlimmeres verbrochen hätten. Ihnen wurde die Wahrheit gesagt - die Pfarrer waren aufgrund ihres Eifers den Obrigen ein Dorn im Auge gewesen. Das brachte den Priestern um Clemens Maria Hofbauer noch mehr Achtung ein und einige Küstriner argwohnten, dass von den hiesigen Priestern noch niemand so ein Opfer für seinen Glauben gebracht habe. Zu Ehren der Gefangenen wurde ein Festmahl für sie organisiert. Jeder bekam sein eigenes Zimmer, ein Saal und sogar ein Altar und Paramente standen zu ihrer Verfügung. Während ihres Aufenthaltes in Küstrin musste die Regierung in Warschau die Kosten dafür tragen. Vor dem Haus versammelten sich immer mehr Küstriner, um den Priestern z.B. beim Singen zuzuhören. Es wurden so viele, dass das Militär den Platz räumen wollte. Die Zuhörer widersetzten sich jedoch und meinten, es könne Ihnen doch nicht verboten werden, geistliche Lieder zu hören. Die Sympathie für die Priester auch auch den katholische Glauben stieg in dieser Zeit ständig an - was selbstverständlich im protestantischen Preußen nicht erwünscht war. Die preußische Regierung erließ nun den Befehl, die Priester auf eigene Kosten in ihre Heimatländer zurück zu bringen. Sie wurden mit allen nötigen Pässen ausgestattet und etwa vier Wochen nach ihrer Ankunft in ihre jeweilige Heimat "abgeschoben". Clemens Maria Hofbauer wurde im Jahr 1888 selig und 21 Jahre später - 1909 - heilig gesprochen.

Kaplane

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Zeitraum Name Geboren Ordiniert Bemerkung
07.09.1911 – 1913 Januschewitz, Alfons 26.10.84 22.06.11 geboren in Myslowitz
24.07.1914 – 1916 Brzezinka, Johannes 23.06.85 22.06.11
30.12.1916 – 1919 Schliwka, Johannes 31.01.87 25.06.16
15.02.1919 – 1920 Nolewaika, Adolf 16.06.92 10.06.17
25.11.20 Woitek, Viktor 02.10.93 22.06.19
01.12.1920 - 1922 Maruska, Joseph 25.02.94 22.06.19
1922 – 23.10.1924 Besler, Johannes 1889 1915 starb an einer akuten Gehirnentzündung im städtischen Krankenhaus
31.08.1924 – 1926 Bujakowski, Georg 23.12.97 02.03.24
18.10.1926 – 1927 Newrzella, Max 26.06.99 11.07.26
01.04.1927 -1930 Landmann, Joseph 11.03.99 02.03.24
23.09.1930 – 1933 Mlotzek, Hubert 03.11.03 02.02.30
04.07.1933 – 1938 Krischker, Heinrich 01.04.09 29.01.33
01.02.1938 – unbekannt Triller, Erwin 12.11.09 01.08.37
Bis 1945 Kuschbert