Das neue Empfangsgebäude
Laut CIA-Berichten begann der Bau des neuen Empfangsgebäudes im März 1950, in Betrieb genommen wurde es schon am 28. Dezember des gleichen Jahres. Der Neubau soll 150.000 DM gekostet haben. Bereits zuvor hatte man an der damaligen Zufahrtsstraße zum Bahnhof das erste Zollhaus in Küstrin-Kietz errichtet. Es musste wenige Jahre später dem Bau der Übergabegleise 23 bis 26 weichen. Das Empfangsgebäude wurde auf den Grundmauern des 1904 erbauten und im Krieg zerstörten Vorgängerbaus errichtet. Bei der Abfahrt des ersten Jugendzuges nach Berlin am 21.12.1950 befand sich laut Zeitzeugen die Aufsicht bereits in ihren dortigen, neuen Räumen.
Wenn man sich die Grundrisspläne des heutigen Gebäudes ansieht, fällt auf, das nur der mittlere Teil des Gebäudes unterkellert ist, die ersten zwei Fenster an der westlichen und östlichen Seite des Gebäudes hatten keinen Keller. Sieht man sich, die Größe des Kellers an, entspricht dessen Größe ungefähr der Größe des Vorkriegsbaus. Auch die Grundform des neuen Gebäudes ist, wenn man sich die ersten zwei Fenster weg denkt, identisch – auch die Position des Erkers auf der Berliner Seite. Daraus kann man schließen, dass der Keller noch vom alten Empfangsgebäude stammt. Die folgende Collage macht es deutlich:
Bild 12: Collage - Verschmelzung des alten und neuen Empfangsgebäudes (Quelle: Andy Steinhauf)
Im neuen Empfangsgebäude wurde - wie auch schon vor dem Krieg - eine Bahnhofsgaststätte eingerichtet. Der erste Pächter war ab 01.02.1951 Franz Wendland. Der Schankraum umfasste 42m², der Vereinsraum 30m². Die Gaststätte der Preisstufe 1 verfügte auch über eine Rundfunkanlage. In den Folgejahren wechselte der Betreiber mehrfach. Um 1958 gehörte Sie zur Mitropa, danach zu staatlichen Handelsorganisation HO. Ihre letzte Leiterin war Ruth Foede, sie richtete im früheren Warteraum (siehe Grundrisszeichnung, Bild 17) eine Weinstube ein. Da immer wieder Betrunkene über das Bahnhofsgelände liefen, veranlasste die Leitung des Bahnhofs Kietz wahrscheinlich um 1973/74 aus Sicherheitsgründen die Schließung der Gaststätte. Weitere Details zur Bahnhofsgaststätte finden Sie auch in meinem Buch „Die wirtschaftliche Entwicklung in Küstrin-Kietz von 1945 bis 1995“.
Bild 17: Grundriss und Nutzung des Empfangsgebäudes, Stand 1951 (Quelle: Basierend auf einem von der Niederbarnimer Eisenbahn zur Verfügung gestellten Plan erstellt von Andy Steinhauf)
Über dem Wagendienst befand sich die Vermittlungsstelle, über der Aufsicht war deren Technikraum. Ansonsten befanden sich im Obergeschoss nur Wohnungen.