Mathes-Fabriken AG Küstrin Briefkopf

Uum 15. Oktober 1900 gründeten Otto Beyer und Hermann Friedrich in Cüstrin eine kleine Bilderfabrik namens H. Friedrich & Beyer oHG. Laut Handelsregistereintrag vom 06.06.1902 stieg Hermann Friedrich aus dem gemeinsamen Unternehmen aus:

Der bisherige Gesellschafter, Fabrikant Beyer, ist alleiniger Inhaber der Firma und hat sämmtliche Aktiven und Passiven der Gesellschaft übernommen. Die Gesellschaft ist aufgelöst. Die Firma lautet jetzt: Cüstriner Bilderfabrik Otto Beyer.

Diese Bilderfabrik hatte ihren Sitz in der Landsberger Straße 48 in der damaligen Kurzen Vorstadt. Sie wurde um 1913 durch die Mathes Fabriken AG übernommen, erweitert und modernisiert. Die Cüstriner Bilderfabrik Otto Beyer wurde am 25.2.1913 aus dem Handelsregister gelöscht. Die Firma von Otto Beyer bezeichnete sich zwar auch schon als "Fabrik", aber es war in dieser Zeit scheinbar üblich, dass sich solche Firmen, die wir heute als kleine Handwerksbetriebe bezeichnen würden, so betitelten. Das ist mir schon mehrfach untergekommen.

Die Mathes-Fabriken AG behielt den Firmensitz der früheren Beyerschen Bilderfabrik in der Landsberger Straße 48/49 (Ecke Pionierstraße) in Küstrin-Neustadt. Neben dieser Fabrik existierten noch drei weitere in Brüssel, Paris und Ostende. Diese Niederlassungen firmierten unter "Usines Mathes SA". In Berlin (Alexandrinenstraße 27) unterhielt die Firma ein Musterlager. Bei den Leipziger Messen stellte die AG im "Messpalast Speck's Hof" aus. Mitte der 1920er Jahre hatte das Unternehmen etwa 250 Mitarbeiter.

MathesFabriken-2Foto: Lieselotte Schiwik. Auf diesem zum 1. Mai festlich geschmückten Wagen
ist ihr Großvater, Karl Dickow, als Kutscher zu sehen.

 

Während des 2. Weltkrieges produzierte die Firma laut Zeitzeugen auch Munitionskisten. Die Fabrik in Küstrin existierte bis zur Zerstörung der Stadt 1945. Zumindest die Tochter­gesellschaften in Ostende und Brüssel existierten nach dem Krieg noch weiter, einige Dokumente aus dem Jahr 1949 (eines ist rechts zu sehen) belegen das.

Zu den Produkten des Unternehmens gehörten:

  • Marmor- und Schwarzglas-Schreibzeuge (und -garnituren)
  • Glasbilder in Metall- und Holzrahmen zum hängen und stellen
  • Foto-Rahmen aus Glas, Holz und Bronze, Kristall-Rahmen
  • Leisten, Ansichts- und Bäderartikel, Servier-Tabletts
  • Kristall- und Schockspiegel, Zugabe- und Reklame-Artikel
  • Sportartikel (Tennisschläger, Ski's)
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Mahnung von 1934
Mahnung von 1934
Paketkarte von 1934
Paketkarte von 1934
Scheck der Usines Mathes SA Brüssel (1934)
Scheck der Usines Mathes SA Brüssel (1934)
Rechnung der Usines Mathes SA Brüssel (1938)
Rechnung der Usines Mathes SA Brüssel (1938)
Rechnung der Usines Mathes SA Ostende (1949)
Rechnung der Usines Mathes SA Ostende (1949)
 

Quellen:

  • Festschrift anläßlich des 25jähr. Bestehens des Vereins für die Geschichte Küstrins, Professor Dr. Thoma, 1925
  • Original-Schreiben der Firma von 1934
  • Küstrin - Die Stadt an Oder und Warthe 1232 - 1982
  • Grundlagen und Möglichkeiten Küstrins als Verkehrs- und Industriestadt im deutschen Osten, Walter Schwartz, Verlag Neumann Neudamm, 1939
  • Verschiedene Adressbücher der Stadt
  • Deutscher Reichsanzeiger, diverse Ausgaben