Bild 1: Armaturenwerk KG, Karl-Marx-Straße 123 und Fleischerei, Nr. 124. Aufgenommen vor 1972. Montage aus zwei Fotos.
Auch wenn es nur schwer vorstellbar ist, verfügte Küstrin-Kietz schon in den frühen Nachkriegsjahren bereits wieder über ein buntes Sammelsurium kleiner und größerer (Handwerks-)Betriebe. Dies war gegenüber der Vorkriegssituation zwar nur der berühmte Tropfen auf dem heißen Stein, dieser kurze Facettenreichtum wurde seitdem aber nie wieder erreicht. Neben kleinen (Einzel-)Unternehmen, die es schon in der Vorkriegszeit gab, siedelten sich auch Nachfolgebetriebe ehemaliger Küstriner Firmen an. Exemplarisch dafür sei die Neugründung der Werner Schulz KG, dem späteren VEB Armaturenwerk Kietz genannt, welches in Tradition der Feuerlöschgerätefabrik von Gustav Ewald in Küstrin-Neustadt gegründet wurde. Über die frühen Jahre des Armaturenwerks wird es einen separaten Artikel geben.
Dass der Ort in den Folgejahren diesen Facettenreichtum verlor, hatte mehrere Ursachen. Dazu zählten die schwierige allgemeine Situation vor Ort nach dem Krieg, die politischen Rahmenbedingungen, die Verstaatlichung der Betriebe, die Aufgabe aus Altersgründen - aber auch der Bau des Grenzbahnhofes. Dieser Grenzbahnhof war später einer der größten Arbeitgeber im Ort, sorgte bei seinem Bau aber auch für die Abwanderung von Firmen und somit Arbeitsplätzen und Fachkräften.
Dieser Artikel soll die Situation in der frühen Nachkriegszeit und die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Jahre zeigen, ohne auf die großen Arbeitgeber im Ort - die LPGs und den Bahnhof einzugehen. Der Fokus liegt hauptsächlich auf den kleinen und privatwirtschaftlichen Betrieben im Ort. Es wird dabei nicht unterschieden, ob es sich nun um Firmen mit mehreren Mitarbeitern handelte oder um einzelne, selbständige Handwerker. Der Einfachheit halber wird immer nur von Firmen / Unternehmen gesprochen. Ob es bei der Vielzahl der Neugründungen nun eine positive Aufbruchstimmung oder eine pragmatische Reaktion auf die damalige Notsituation handelte, ist nach 70 Jahren nicht mehr zu ermitteln.
Man kann aus den vorliegenden Daten aber die Resignation nach oft nur wenigen Jahren der Selbständigkeit herauslesen. Etwa ein Drittel der Handwerksunternehmen, die ab 1946 (erneut) gegründet wurden, existierten nur bis zum Beginn der 1950er Jahre. Die Firmen, die bereits vor dem Krieg existiert hatten, überlebten auch in der Regel nach dem Krieg am längsten. Es gab aber auch ehemalige Küstriner Unternehmer, für die Küstrin-Kietz wohl keine Alternative darstellte, es seien als Beispiel das Bauunternehmen Max Heuer aus der Schiffbauerstraße, Küstrin-Neustadt und der Brunnenbauer Stahnke aus der Altstadt genannt, welche sich beide nach dem Krieg in Manschnow ansiedelten. Auch der wirtschaftliche Aspekt der Ortsgeschichte zeigt, dass man die Nachkriegszeit geschichtlich gesehen, nicht losgelöst von der Vorkriegszeit betrachten kann, zu groß sind beide Epochen miteinander verwoben.
Von den weiter unten genannten 39 Handwerksbetrieben wechselte bei 8 der Inhaber, so dass es sich eigentlich "nur" um 35 Betriebe handelt, der Komplettheit halber habe ich sie aber getrennt aufgeführt. Bei den folgenden statistischen Angaben dienen aber nur die 35 Betriebe als Grundlage:
Der Großteil (22) der neu gründenden Handwerker waren vor dem Krieg bereits in Küstrin-Kietz ansässig, davon waren 16 auch bereits selbständig gewesen. Von den 6 Gründern, die aus der Küstriner Altstadt oder Neustadt stammten, waren alle vorher selbständig tätig. Der Rest (7) war vorher angestellt oder kam von außerhalb. Auffallend ist, dass sich 19 der 35 Handwerksbetriebe trotz der immensen Zerstörungen an der Karl-Marx-Straße ansiedelten, die restlichen 16 verteilten sich auf weitere 11*1 Straßen, waren also im ganzen Ort verteilt. Aber auch an der Karl-Marx-Straße gab es Schwerpunkte, an denen sich die Firmen niederließen, das war einmal das Areal (Hausnummern Nr. 17 bis 20) neben der späteren Bahnmeisterei am Tunnel und das Areal rund um das Armaturenwerk (Hausnummern 122 bis 126). In der Villa Koch / Kube (Nr. 122) gab es das Lebensmittelgeschäft von Adolf Rachau und ein Milchgeschäft (staatlich). Es folgten das Armaturenwerk (Nr. 123), die Fleischerei Gliesche bzw. später das Schreibwarengeschäft Rehfeld (Nr. 124) sowie der Friseur Max Leben (Nr. unbekannt, vor dem Krieg war der Betriebssitz die Nr. 125) und die Schneiderei Gustav Pape (Nr. 126).
Folgende Branchen / Gewerke gab es zu dieser Zeit im Ort*2:
Branche / Gewerk | Anz. | Branche / Gewerk | Anz. | Branche / Gewerk | Anz. |
---|---|---|---|---|---|
Bäcker | 2 | Friseur | 3 | Schneider*3 | 7 |
Bauunternehmen | 3 | Hausschlächter | 1 | Schmieden | 2 |
Brunnenbauer | 1 | Korbmacher | 1 | Schuhmacher | 3 |
Elektriker | 1 | Mechaniker (Uhrmacher) | 1 | Stellmacher | 1 |
Fischer | 3 | Müller | 1 | Tischler | 1 |
Fleischer | 1 | Ofensetzer | 1 |
*1 umbenannte Straßen wie die Oderbruchstr. / August-Bebel-Str. und die Wilhelmstr. / Karl-Liebknecht-Str. zählen als eine Straße.
*2 Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da die überlieferten Unterlagen lückenhaft sind
*3 Alle Arten des Schneiderhandwerks wurden zusammengefasst
Es folgt eine Auflistung der mir bekannten Küstrin-Kietzer Handwerksbetriebe in alphabetischer Reihenfolge. Die Straßenangaben beziehen sich auf den Zeitpunkt der Neugründung, die Hausnummern waren noch mit denen aus der Vorkriegszeit identisch. In Klammern zusammengefasst finden Sie das Jahr der (Neu-)Gründung und das Jahr der Geschäftsaufgabe. Gründungsdaten wie „1927/46“ nennen das Jahr der Erstgründung (falls bekannt) und das Jahr der Neugründung nach dem Krieg. Kursiv sind die Anschriften vor dem Krieg angegeben, diese wurden mittels des Küstriner Adressbuchs von 1939/40 und dem Telefonbuch der Stadt Küstrin von 1940/41 ermittelt.
- Baganz, Fritz, Tischler, Karl-Marx-Str. 17. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 15, Küstrin-Kietz (1946 - 1947)
- Becker, Max, Schuhmacher, Ziegeleistr. 8. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 162, Küstrin-Kietz (1965 - 1970, altersbedingte Betriebsaufgabe)
- Blume, Johanna, Hausschneiderin, Karl-Marx-Str. 17 (1948 - 1950)
- Brutschke, Reinhold, Tischler, Karl-Marx-Str. 160. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 170, Küstrin-Kietz (1923 - 1952, Tod des Inhabers)
- Felske, Hans Joachim, Bäcker, August-Bebel-Str. 18. Der Vorkriegsstandort war identisch. Vorher: Klemt, Georg (1966 - 1971, Berufswechsel)
- Füchsel, Walter, Hausschlächter, Karl-Marx-Str. 20. Vor dem Krieg: Kommandantenstr. 82/83, Küstrin-Altstadt. Mit dem Verkauf des Grundstückes wegen des Bahnhofsneubaues gab Walter Füchsel seine Hausschlächtertätigkeit auf. (??? - 1951)
- Giese, Paul, Schmiede, Karl-Marx-Str. Teilhaberschaft mit Seelig, Ernst. Vor dem Krieg: Feldstraße 11/12, Küstrin-Kietz (1946 - 1950, altersbedingte Betriebsaufgabe)
- Gliesche, Frieda / Alfred, Fleischerei, Karl-Marx-Str. 124. 1938 befand sich dort die Fleischrei Haack, ab 1939 übernahm sie Alfred Gliesche. Im Jahre 1948 befand er sich noch in russischer Gefangenschaft, so dass seine Frau Frieda die Fleischerei neu eröffnete. (1939/48 - 1958, Grund: Anstellung beim Konsum). Siehe auch Bild 1.
- Görlitz, Johannes, Ofensetzermeister, Karl-Marx-Str. 18. Vor 1938 war Gustav Görlitz Inhaber der Firma, die schon vor dem Krieg ihren Sitz unter dieser Adresse hatte. Im Jahr 1952 wanderte die Firma nach Manschnow ab, da das Grundstück in der Nähe des Fahrradtunnels für den Bau des neuen Grenzbahnhofs gebraucht wurde. Zeitzeugen berichten, dass der Inhaber aber auch schon vorher mit dem Gedanken gespielt hatte, nach Manschnow umzuziehen. Der Grundstücksverkauf war dann letztendlich der ausschlaggebende Punkt. (1938 - ???)
- Grube, Otto, Elektriker, Karl-Marx-Str. 161. Im Jahre 1955 übernahm Sohn Siegfried das Unternehmen. Im Fernsprechbuch des Bezirkes Frankfurt (Oder) ist die Firma Grube zuletzt im Jahr 1962 verzeichnet. Danach ist deren Telefonnummer anderweitig vergeben. Vor dem Krieg: Ziegeleistr. 3, Küstrin-Kietz (1920 - ???)
- Grunow, Alfred, Korbmacher, Karl-Marx-Str. 36. Zeitzeugen nennen als Betriebsort die Friedensstr. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 46, Küstrin-Kietz (??? - 1976)
- Gust, Hans, Schneiderei, Oderbruchstr. 25. Auch vor dem Krieg war unter dieser Adresse der Sitz der Schneiderei. (??? - 1976)
- Hanisch, Richard, Hoch- und Tiefbau, Westfalenstr. 16. Richard Hanisch war vor dem Krieg Bauaufseher. Zeitzeugen berichten, dass das Bauunternehmen Hanisch auch mit dem Abbruch der Ruinen und dem Verkauf des gewonnenen Baumaterials beschäftigt war. (belegt um 1946)
- Helm, Paul, Herrenschneider, Siedlungsstr. 15 (1949 - ???)
- Jäke, Paul, Mechaniker / Uhrmacher, Karl-Marx-Str. 134, neben der Schule (1946 - 1965, altersbedingte Betriebsaufgabe)
- Juhre, Walter, Maßschneider, Lindenstr. 14. Vor dem Krieg: Westfalenstr. 26, Küstrin-Kietz (1932/45 - ???)
- Kipper, Hertha, Damenschneiderin, Feldstr. 11. Ab 1953 arbeitete sie nur noch als Hausschneiderin (1935/46 - 1972, Tod der Inhaberin)
- Klemt, Georg, Bäcker, August-Bebel-Str. 18. Der Vorkriegsstandort war identisch. (??? - 1964 Übergabe an den Sohn, vorher Otto Felske, ab 1966 Felske, Hans Joachim)
- Kruse, Willi, Fischer, Kuhbrücke 17. Bruder von Fritz Kruse. Beide kamen kurz nach dem Krieg zurück und lebten zuerst in Bleyen. Sie ver- suchten sofort, sich Netze und Kähne zu besorgen und wieder zu fischen, Lebensmittel waren rar. Später gehörte sein Betrieb der PGH Fischer in Ortwig an. Dort arbeitete Willi Kruse bis zur Rente. Vor dem Krieg: Kommandantenstr. 93/94, Altstadt. (1946 – mind. 1972)
- Kruse, Fritz, Fischer, Lünette D. Bruder von Willi Kruse, seine Geschichte gleicht der seines Bruders Willi. Vor dem Krieg: Schulstr. 55/57, Altstadt.
- Leben, Max, Friseur, Karl-Liebknecht-Str. 3, diese Adresse wird als Wohnort genannt. Zeitzeugen berichten, dass Max Leben im Jahre 1946/47 seinen Betrieb vor der Neueröffnung der Bäckerei Felske/Klemt in der August-Bebel-Straße 18 führte. Später zog er wieder auf das Areal zwischen Armaturenwerk und Bahnübergang der Frankfurter Strecke. Die Hausnummer des Betriebssitzes nach dem Krieg ist unbekannt. Am Standort ist heute eine Wiese, die Häuser stehen nicht mehr. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 151/152, Küstrin-Kietz (1900/46 - ???)
- Leidicke, Walter, Fischer, Bayernstr. 14, Pachtbetrieb. (1927/46 - ???)
- Linker, Friedrich, Bauunternehmen, Wilhelmstr. 5. Vor dem Krieg war er Vorarbeiter. Zeitzeugen berichten, dass das Bauunternehmen Linker auch mit dem Abbruch der Ruinen und dem Verkauf des gewonnenen Baumaterials beschäftigt war. (1946 - ???)
- Matthews, Irmgard, Friseurin, Karl-Marx-Str. Zuerst hatte sie ihren Hauptsitz in Manschnow und einen Zweigbetrieb in Kietz, den Manschnower Betrieb gab sie aber auf. (??? - 1960)
- Nitschke, Fritz, Bäcker, Karl-Marx-Str. 130. Bei der hier angegebenen Adresse handelt es sich um die Wohnanschrift des ehemaligen Betriebsleiters Rudolf Sigmund, dies war wohl auch die Geschäftsadresse der Konsumgenossenschaft. Die Bäckerei an sich befand sich in der Karl-Marx-Straße 169. (Vorkriegszeit/45 - 1948, dann Konsumbäckerei)
- Pape, Gustav, Schneiderei, Karl-Marx-Str. 126. Vor dem Krieg: Wallstr. 2, Altstadt. (1908/46 - 1950, altersbedingte Betriebsaufgabe)
- Ratajczak, Ernst, Schuhmacher, Oderbruchstr. 25. Vor dem Krieg: Oldenburger Str. 2, Küstrin-Kietz (1923 - 1950, Tod des Inhabers)
- Saeckert, Georg, Bauunternehmer, Karl-Marx-Str. 7. Vor dem Krieg: Schulstr. 68/69, Altstadt. Im Küstriner Adressbuch 1939/40 schreibt er sich „Saekert“. (??? - 1948)
- Schulz, Werner, Ewald Feuerlöschgeräte, später Werner Schulz KG bzw. Armaturenwerk KG Kietz, Karl-Marx-Str. 123. Vor dem Krieg: Landsberger Straße 43, Küstrin-Neustadt. (1946 - 1972, danach VEB)
- Seelig, Ernst, Schmiede, Karl-Marx-Str. Teilhaberschaft mit Giese, Paul. Vor dem Krieg: Schwabenstr. 32, Küstrin-Kietz (1946 - 1950)
- Seelig, Franz, Friseur, Karl-Marx-Str. 17. Vor dem Krieg: Horst-Wessel-Str. 35, Küstrin-Kietz (ca. 1954 - 1968, krankheitsbedingte Betriebsaufgabe)
- Siewert, Otto, Schuhmacher, Karl-Marx-Str. 76 (1922 - 1950)
- Stein, Helene, Schneiderin, Rosendamm 31 (1906/46 - ca. 1948, nach Berlin gezogen)
- Thiede, Erich, Schmiede, Karl-Marx-Str. 149. Der Vorkriegsstandort war identisch. Hatte bereits seit 1946 die Schmiede von Alfred Wilke in Manschnow. (vor 1913/50 - ???)
- Walter, Carl, Brunnenbauer, Karl-Marx-Str. 127. Der Vorkriegsstandort war identisch. (1919/46 - 1962, Geschäftsübergabe an den Sohn Horst)
- Walter, Horst, Brunnenbauer, Karl-Marx-Str. 127 (1962 - ???)
- Werder, Wilhelm, Stellmacher, Karl-Marx-Str. 148. Der Vorkriegsstandort war identisch. (1910/46 - Ende 1951, Geschäftsübergabe an den Sohn Karl)
- Werder, Karl, Stellmacher, Karl-Marx-Str. 148. Ab 1961 wird die Stellmacherei im Fernsprechbuch des Bezirkes Frankfurt (Oder) als „Produktionsgenossenschaft Holz, Brigade Werder“ genannt (1952 – 1961, danach PGH)
- Willmann, Wilhelm, Müller, Rosendamm 2. Bereits vor dem Krieg war dort ein Heinrich Willmann Besitzer einer Mühle. (1948 - ???)
Auf dem Rosendamm gab es noch einen Fahrradmechaniker namens Fritz Paesler, einen früheren Mitarbeiter der Firma Zickelbein. Da nicht bekannt ist, ob er selbständig tätig war, ist er in der folgenden Liste nicht mit aufgeführt. Es gab natürlich nicht nur Handwerksbetriebe im Ort, es folgt eine Liste weiterer, nicht dem Handwerk zuzuordnenden Betriebe:
- Busch, Edmund (später Oberländer), Gärtnerei, Ziegeleistr. 13
- Grünberger, Gärtnerei, Kuhbrücke
- Harnisch, Gärtnerei, Kuhbrücke 21, am Odervorflutdamm in Richtung Bleyen gelegen
- Klembt, Gärtnerei, Rosendamm 43
- Rachau, Adolf, Lebensmittelgeschäft, Karl-Marx-Str. 122 (Villa Koch/Kube). Vor dem Krieg: Detlefsenstr. 7 (an der Ecke zur Artilleriestr.) auf der Oderinsel. Ab ca. 1960 Konsum.
- Rehfeld, Wilhelm, Schreibwarengeschäft. Das Geschäft war zuerst im Wohnhaus der Familie in der Rheinlandstraße untergebracht, etwa 1958 wurde es der Nachfolger der Fleischerei Gliesche in der Karl-Marx-Str. 124. Nachfolger des Schreibwarengeschäfts war wiederum eine Fleischerei (staatlich). Siehe auch Bild 1.
- Reppich, Gärtnerei, Kuhbrücke 21a, am Odervorflutdamm in Richtung Bleyen gelegen
- Zickelbein & Söhne, Schrott- und Lumpenhandlung, Bahnhofsgelände. Ursprünglich direkt an der Hauptstraße (Horst-Wessel-Straße 49) gelegen, arbeitete die Firma an einem neuen Standort zwischen dem Güterboden und dem Wasserturm auf dem Bahnhofsgelände nach dem Krieg weiter. Im Jahre 1949 wurde das Unternehmen durch den Staat enteignet. Bis 1954 kann man eine "Volkseigene Handelzentr. (VHZ) Schrott Außenstelle Küstrin" im Fernsprechbuch des Bezirkes Frankfurt (Oder) finden, bei der es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die verstaatlichte Firma Zickelbein handelt. (1877 – 1949)
Mit Sicherheit wird das eine oder andere Unternehmen fehlen, in diesem Fall bitte ich Sie, mir - falls vorhanden - entsprechende Informationen zur Verfügung zu stellen. Auch wenn Sie über mehr Informationen oder Fotos zu den bereits genannten Unternehmen verfügen, würde ich mich darüber sehr freuen.
Ich möchte zum Schluss einige staatliche Handelseinrichtungen in Kietz zumindest noch erwähnen. Es gab dort einen Milchladen in der Karl-Marx-Str. 122 (Villa Koch/Kube), zwei Konsum-Verkaufsstellen, den Fleischer am Armaturenwerk, eine Postfiliale, daneben einen Industriewarenladen (Tillack, später ein Haushaltswarenladen), einen Schuhladen im späteren Büro der Intercontrol GmbH (im Haus der Familie Droigk), ein Fischgeschäft, sowie den Dienstleistungsladen im Haus des Rates der Gemeinde. Dort konnte man unter anderem Wäsche zur Reinigung und Negative zur Entwicklung abgeben. Dazu kam noch die Gaststätte „Zur Einheit“ (Konsum) und die Bahnhofsgaststätte (HO).
Das oben genannte Fischgeschäft hatte seinen Sitz zuerst in der Karl-Marx-Straße neben dem Friseur Max Leben (wahrscheinlich in der Nr. 126), später in der Karl-Marx-Str. 161. Dort war er der Nachfolger von Elektro-Grube, geführt wurde er unter anderem von der Ehefrau des Korbmachers Grunow. Nach dem Fischladen zog in die Nr. 161 der örtliche Friseur ein. Im Seitenflügel des Hauses befand sich laut Zeitzeugenberichten auch eine Wäscherei.
Bei diesem Artikel handelt es sich um eine sehr frühe und bei weitem nicht komplette Fassung zweier Kapitel aus meinem Buch: